Emmaüs Chronik

Alles begann in Jerusalem! Bald sind es 2000 Jahre. Zwei Jünger Jesu gingen nach Emmaus, als er sich ihnen anschloss. Vom 25. Januar bis 2. Februar 2020 gingen 31 Personen unterschiedlicher Herkunft gemeinsam auf dem Weg nach Emmaus. Eine schöne Erfahrung der Gemeinschaft als Teil der Gebetswoche für die Einheit der Christen in Jerusalem! Eine schöne Einladung, mit ihm zusammen Richtung 2033 zu gehen!

Erinnerung an unser „existenzielles Emmaus“

Die Woche beginnt mit einem Austausch über unser existenzielles Emmaus: Wie wir auf unseren Wegen von Christus begleitet werden. Dies ermöglicht uns, uns tiefer zu begegnen. Wir kommen aus der französischen und deutschen Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland sowie aus mehreren Kirchen (katholisch, reformiert, lutherisch, anglikanisch, evangelikal und pfingstlich).

Anschließend gehen wir zum “Romitaggio” in Gethsemane, einer Einsiedelei der Franziskaner, einem Ort der Meditation und Schönheit. Wir erleben dort eine Stunde der Stille und sind eingeladen, uns für unsere Emmaus-Wege zu bedanken, indem wir einen Text oder ein Gebet schreiben, das wir dann in kleinen Gruppen austauschen. Danach folgen wir der Via Dolorosa zur Basilika der Auferstehung, wo sich das Heilige Grab befindet. Am Abend nehmen wir am ersten Gebet für die Einheit der Christen in der anglikanischen Kathedrale von St. George teil.

Erzbischof Suheil Dawani kommentiert den Text über den Sturm, in dem das Schiff, in dem sich Paulus befindet, in Malta auf Grund gelaufen ist. Ein Text, der uns jeden Abend während der Feierlichkeiten in den Kirchen der Altstadt von Jerusalem begleitet.

Motza: Am Anfang der Geschichte

Am nächsten Tag machen wir uns nach einer Zeit des Gebets im Garten des Grabes auf den Weg nach Motza, einem der möglichen Emmausse, das von mehreren Archäologen als solches identifiziert wurde.

Nach dem Verlassen Jerusalems ist die Landschaft wunderschön grün. Die Straße ist durch den Regen schlammig. Aber die Sonne scheint und es ist heiß. Ein Mandelbaum beginnt zu blühen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir die alte Synagoge von Motza, deren Geschichte wir dank Youri, dem Verantwortlichen dieses Ortes, entdecken. Daneben decken Planen Ausgrabungen ab, die gerade eine Stadt aus der Jungsteinzeit (7.000 v. Chr.) zu Tage gebracht haben. Nach Aussagen der Archäologen war hier zu dieser Zeit die größte Stadt im Nahen Osten. Der Weg nach Emmaus beginnt in der Morgendämmerung der Geschichte!

Am frühen Abend zurück in Jerusalem besuchen wir die armenische Kathedrale des Heiligen Jakobus zum Gebetsgottesdienst für die Einheit. Der Priester erinnert an die ökumenische Geste von Papst Franziskus, der Gregor von Narek in den Rang eines Kirchenlehrers erhoben hat. Wir beenden den Tag in einem armenischen Restaurant mit einigen Mitgliedern der „Montées de Jérusalem“ einer Gemeinschaft des Gebets für die Einheit.

Abu Gosh: eine „herzliche Gegenwart“

Am nächsten Tag begrüßt uns Bruder Olivier im Benediktinerkloster Abu Gosh, das die Johanniter im 12. Jahrhundert als Emmaus identifizierten. Er erinnert uns an die Berufung seiner Gemeinschaft zum Dialog mit dem Judentum, die 1976 von Don Gramont, dem Abt von Bec Hellouin, mit dem Auftrag gegründet wurde: “Seit eine herzliche Präsenz an der Quelle unseres Glaubens und achte auf das Geheimnis Israels"! Es ist eine paradoxe Präsenz, da sie in einem zu 99% muslimischen Dorf gelebt wird. Dies beweist eine grosse Offenheit.

Auf den Anhöhen von Abu Gosh erreichen wir das Zentrum von Saxum, das mit beeindruckenden Multimedia-Vorführung das Leben im ersten Jahrhundert unserer Zeit vorführt. Dieses Zentrum liegt an der Straße nach Emmaus. Um die 18 km lange Strecke nach Nicopolis als solche zu kennzeichnen, arbeitet das Saxum Zentrum mit dem israelischen Ministerium für Tourismus zusammen. 

Das Wunder von Yad Hashmona

„Die Erinnerung an die Acht“ ist die Bedeutung des Namens Yad Hashmona, einem Dorf in den Bergen von Judäa, das die Erinnerung an acht österreichische Juden bewahrt, die von den Finnen an die Nazis überliefert wurden. In den frühen 1970er Jahren ließen sich dort einige Finnen nieder, gefolgt von israelischen Juden, die in Jesus ihren Messias entdeckt hatten.

„Dieses Dorf ist ein absolutes Wunder. Es gibt kein anderes Beispiel dafür, dass Nichtjuden und Nichtisraelis ein solches Dorf in Israel bauen konnten. Dort leben 70 Familien. Gott hat verrückte finnische Leute benutzt, um dies zu erreichen ", sagt Tsuriel Bar-David, Direktor des Hotels im Dorf.

Sein Erzählen macht uns die Realität der 12.000 bis 20.000 "messianischen Juden" bewusst lernen, die in Israel leben. Wir beenden den Tag mit einer Mahlzeit, die das letzte Abendmahl Jesu mit dem Ostermahl verbindet.

„Gelegenheiten der Begegnung schaffen!“

Am Mittwoch, dem 29. Januar, gehen wir zum katholischen Erzbischof Mgr. Pierbattista Pizzaballa, dem apostolischen Administrator des lateinischen Patriarchats. Wir fragen ihn, was für ihn der Weg nach Emmaus bedeutet: „Jesus trifft diese beiden Menschen auf diesem Weg, als sie das Gefühl haben, alles verloren zu haben. Heute sagt uns dies, dass Jesus uns auch in unserer Hoffnungslosigkeit begegnen will“, sagt er uns unter anderem.

Auf dem Weg bis 2033 ermutigt er uns, Gelegenheiten der Begegnung zu schaffen und die Institutionen auf ihrer Ebene handeln zu lassen. Am Abend spricht er während des Gebets für die Einheit in der Kathedrale des lateinischen Patriarchats über die Bedeutung der Eucharistie, die zu einer Bereitschaft des Teilens im ganzen Leben führen sollte. Nur die Begegnung mit dem Auferstandenen in einer lebendigen Gemeinschaft könnte das Leben verändern.

Eine spirituelle Straße in Richtung Emmaus-Nicopolis

Am nächsten Tag kommen Youval Yanaï, Direktor von Revive Israel, und seine Mitarbeiterin Sarah Singermann zu uns, um uns vom Wald in Neve Illan in Richtung Emmaus-Nicopolis zu führen. Sie erklären uns, dass die Straße nach Emmaus einer römischen Straße folgt, auf der die Armeen marschierten. Wir entdecken Posten römischer Wachen, eine Zisterne und Meilensteine. Die Herausforderung besteht bis heute darin, den Zugang nach Jerusalem zu kontrollieren! „Indem wir jetzt den Weg nach Emmaus gehen, eröffnet sich für uns ein spiritueller Weg“, sagt Y. Yanaï.

Gemeinden am Ziel des Weges

In Nicopolis werden wir von Schwester Agnes aus der Gemeinschaft der Seligpreisungen erwartet. Sie zeigt uns die Ruinen der byzantinischen Basilika, Zeugen der Identifikation dieses Ortes mit Emmaus. Ihrer Meinung nach war der andere Jünger neben Cleophas eine Frau.

Anschließend gehen wir zur nahe gelegenen Trappistenabtei von Latroun. Bruder Christian Marie führt uns zur Kirche. An deren Eingang befindet sich eine Freske Jesus, wie er in Emmaus das Brot bricht! Diese Geschichte lehrt ihn, immer die gute Botschaft von der Liebe Christi zu teilen.

Wir werden dann zum Abendessen in der Gemeinde Latroun auf dem Gelände der Abtei erwartet. Diese Gemeinschaft von sechs Personen aus verschiedenen Kirchen (katholisch, lutherisch, anglikanisch) widmet sich dem täglichen Gebet für die Einheit der Christen. „Das Gemeinschaftsleben ermöglicht es, einen Raum für Jesus in unserer Mitte zu schaffen, - wie in Emmaus. Die Menschen, die hierher kommen, spüren diese Offenheit für den Himmel “, sagt uns der Leiter Remi Rombouts.

Änderung des Programms!

Am Freitag, dem 31. Januar, wollen wir nach Al Qubeibeh, dem Emmaus der Franziskaner, zu pilgern. Aber es regnet und in den palästinensischen Gebieten werden Demonstrationen als Reaktion auf den gerade angekündigten Friedensplan des amerikanischen Präsidenten angekündigt. Wir treffen die Entscheidung, diese Wanderung abzusagen. Somit besuchen wir dann En Kerem und den Berg Zion.

Neben der Kirche des Heiligen Petrus in Gallicante gibt es Treppen aus der Römerzeit. Sie sind in der Tradition der Ort, an dem Jesus für die Einheit gebetet haben soll – „mögen alle eins sein, Vater ... damit die Welt glaubt“. Wir stellen uns in einen Kreis und singen: „Vater, vereinige uns alle! Lass die Welt an deine Liebe glauben“!

Am Abend nehmen wir an einem Geben für die Einheit in der syrisch-orthodoxen Kirche des St. Markus teil. Pater Shimoun, Priester dieser Kirche, lädt uns ein, für die Kirchen des Nahen Ostens zu beten: „Es ist wichtig, dass die jungen Christen im Land bleiben, um Salzkörner zu sein. Es ist nötig, demütig sein. Beten, beten, beten, um nicht der Versuchung zu erliegen. Demütig sein, um das wahre Antlitz Jesu zu leben.“

Zeugen des Auferstandenen!

Am Morgen des letzten Tages dieser intensiven Woche treffen wir uns in kleinen Gruppen, um Bilanz über diese reichen Tage zu ziehen. Der allgemeine Eindruck ist positiv. Die Einheit im Glauben trotz konfessioneller und nationaler Unterschiede war wunderschön, ebenso wie die Abendgebete in den Kirchen der Altstadt von Jerusalem.

Der Marsch auf dem Weg nach Emmaus hat mehr als einen berührt! „Während des Laufens wurde ich nach einem inneren Gebet berührt, gestärkt und getröstet in dieser Begegnung mit Jesus“, sagt uns eine Schwester.

Um 17 Uhr treffen wir uns in der äthiopisch-orthodoxen Kirche zum letzten Gebet für die Einheit, das in Freude und Tanz zu den Klängen der Tambourine endet. 

Abends treffen wir uns im Paulus Haus, wo wir übernachteten. Olivier Fleury, Präsident von JC2033, sagt uns: „Auf dem Weg nach Emmaus haben wir Christen unterschiedlicher Herkunft getroffen, Steine berührt, die Spuren des Auferstandenen zeigten, und dessen Leben in vielen Herzen entdeckt.“

Und er fügt hinzu: „Die Auferstehung Jesu bringt Hoffnung in unsere Lebensbereiche voller Dunkelheit, Schatten, Blockaden und Unmöglichkeiten. Sie ruft zu neuem Leben auf. Wem können wir Zeugnis davon geben?“

Martin Hoegger